Garantiert gentechnikfreie Flächennutzung in Deutschland
In der Spalte für die Flächenangabe in Hektar wird zunächst die Größe der gentechnikfrei bewirtschafteten Nutzfläche ausgewiesen. Die Zahl in Klammern gibt Aufschluss über die Gesamtgröße aller Bezugsräume, die die Landwirte jeweils für ihre gentechnikfreie Region oder Initiative zugrunde legen. Als Bezugsraum kann z.B. eine Gemeinde oder ein Landkreis gewählt werden.
Anzahl | Fläche in Hektar (Bezugsraum) | Beteiligte Landwirt*innen | Umfang der Selbstverpflichtung | |
---|---|---|---|---|
Gentechnikfreie Regionen | 121 | 831.388 (1.698.230) | 23.787 | 96x Pflanzenbau, 25x Tierhaltung und Pflanzenbau |
Gentechnikfreie Initiativen | 94 | 351.340 (1.892.973) | 8.173 | 45x Pflanzenbau, 49x Tierhaltung und Pflanzenbau |
Regionen und Initiativen zusammen | 215 | 1.182.728 (3.591.203) | 31.960 | 141x Pflanzenbau, 74x Tierhaltung und Pflanzenbau |
Einzelerklärungen | 1.158 | 79.623 | 1.158 | |
Gentechnikfreie Landwirtschaft insgesamt | 1.262.351 (3.670.826) | 33.118 |
Gentechnikfreie Regionen sind meist kleinräumig
Gentechnikfreie Regionen (GfR) in Deutschland sind bislang mehrheitlich kleinräumig. Von 155 erfassten Regionen (inkl. GfIs)* weisen 48 (31 Prozent) weniger als 1.000 Hektar gentechnikfreie Nutzfläche auf. Weitere 62 Regionen (40 Prozent) verfügen über eine gesicherte gentechnikfreie Flächennutzung in der Größenklasse bis zu 4.999 Hektar. In 28 Regionen (18 Prozent) wird auf einer Fläche zwischen 5.000 und 19.999 Hektar gentechnikfrei gewirtschaftet. Neun Regionen (6 Prozent) besitzen eine gentechnikfreie Nutzfläche zwischen 20.000 und 49.999 Hektar. Acht Regionen (5 Prozent) erreichen eine gentechnikfreie Nutzfläche ab 50.000 Hektar.
Warum ist der Anteil kleinräumiger GfR relativ hoch? Das liegt in erster Linie an der in weiten Teilen Deutschlands eher kleinbäuerlichen bis mittelbetrieblichen Agrarstruktur. In der Regel gelingt eine persönliche Abstimmung über eine Selbstverpflichtungserklärung nur bei einer überschaubaren Anzahl an Land- und Forstwirt*innen. Und bei einer ebenso überschaubaren Größe des Gebietes, in dem die GfR eingerichtet werden soll. Wie sollen beispielsweise 8.300 praktizierende Landwirt*innen im Regionen Aktiv Gebiet Chiemgau-Inn-Salzach für eine persönliche Selbstverpflichtungserklärung gewonnen werden? So stehen die Initiator*innen einer GfR vielerorts vor erheblichen Herausforderungen bei der Bewältigung der Organisation, Koordination und Kommunikation.
Das heißt, dass die von der EU vorgesehenen, weitaus komplexeren Maßnahmen zur Sicherung der Koexistenz der Anbauformen und zum Schutz vor gentechnischen Verunreinigungen von den Landwirten vor Ort ohne Unterstützung kaum realisiert werden können.
Größere zusammenhängende GfR können nur dort entstehen, wo günstige agrarstrukturelle und organisatorische Voraussetzungen gegeben sind:
Die Erfahrungen in den ostdeutschen Bundesländern zeigen, dass angesichts der großen Flächenausstattung der einzelnen Betriebe bereits mit wenigen Landwirt*innen großräumige GfR entstehen können. Beispiele hierfür sind die Uckermark oder Märkisch-Oderland.
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Unterstützung durch Großschutzgebiete (u.a. Biosphärenreservate Rhön, Spreewald oder der Nationalpark Müritz), die Kontakte zum Forst und Naturschutz einbringen sowie organisatorische Aufgaben übernehmen können.
Die Entstehung der großräumigen Gentechnikfeinen Regionen in Süddeutschland hat verdeutlicht, dass insbesondere Kreisbauernverbände über die Organisationsstrukturen und den Einfluss verfügen, um ganze Landkreise gentechnikfrei zu halten. Beispiele sind u.a. die bayerischen GfR Bad Tölz-Miesbach, Ingolstadt-Eichstätt oder Oberallgäu sowie die Aktivitäten des Badischen Landwirtschaftsverbands (BLHV).
* Zwar haben wir mit Stand vom 6. August 2016 insgesamt 215 Regionen bzw. Initiativen erfasst, 58 davon sind jedoch Teil einer größeren Region und fallen deshalb bei der Aufschlüsselung der GfR nach Größenklassen nicht ins Gewicht.